Fortuna desperata
Orgelmusik aus Gotik und Renaissance

Erste CD-Musikaufnahmen von der Schwalbennestorgel der neuen Aula und Universitätskirche St. Pauli zu Leipzig

Informationen zu Bestellung und Versand der CD, zum Preis von 18,90 EUR, finden Sie HIER.

Erwerben Sie die CD über uns; der Reinerlös der von der Stiftung verkauften CDs kommt ihren Förderprojekten zugute.

 



Mitwirkende:
Daniel Beilschmidt, Orgel
Christine Mothes, Gesang
Veit Heller, Glocken

Auftraggeber: Universitätsmusik der Universität Leipzig
Idee und Finanzierung: Stiftung "Universitätskirche St. Pauli zu Leipzig"

Titelliste:

Buxheimer Orgelbuch (~ 1470)
  
Redeuntes in idem (Ut)  mp3

Guillaume de Machaut (1300 – 1377)
  
Sanctus (Messe de Nostre Dame)  mp3

Robertsbridge Codex/Philippe de Vitry (~ 1320)
  
Adesto – Firmissime fidem teneamus – Alleluia

Tabulatur des Adam Ileborgh von Stendal (1448)
  
Sequitur aliud praeambulum super d manualiter et variatur super a g f et c

Codex Faenza 117 (~ 1380 – 1420)
  
Kyrie Cunctipotens Genitor Deus
  
Gloria Cunctipotens Genitor Deus mp3

Tabulatur des Adam Ileborgh von Stendal (1448)
  
Praeambulum super d a f et g
  
Sequitur mensura sex notarum eiusdem tenoris
  
Frowe al myn hoffen an dyr lyed
  
Incipit Fortuna

Antoine Busnois(?) (1430 – 1492)
  
Fortuna desperata mp3

Johannes Buchner (1483 – 1538)
  
Fortuna in fa trium vocum, Tenor in Basso

Tabulatur des Leonhard Kleber (1495 – 1556)
  
Fortuna in fa quatuor vocum
  
Fortuna in mi

Antoine Busnois/Alexander Agricola(~ 1446 – 1506)
  
Fortuna desperata à 6

Paul Hofhaimer (1459 – 1537)
  
Salve Regina

Tabulatur des Adam Ileborgh von Stendal (1448)
  
Sequitur praeambulum in C et potest variari in d f g a

Johannes Buchner
  
Dantz Moss. Benczenauer

Buxheimer Orgelbuch
  
Redeuntes in mi

St. Galler Orgelbuch/Heinrich Isaac (~ 1450 - 1517)
  
Tota pulchra es

Johannes Buchner
  
Christ ist erstanden

Sethus Calvisius (1556 – 1615)
  
Christ ist erstanden

St. Galler Orgelbuch
  
Christ ist erstanden

Gesamtspieldauer: 77´22

 


Zur Schwalbennestorgel der Universitätskirche St. Pauli

Die vorliegende Aufnahme feiert die Ankunft einer neuen Orgel und die Entdeckung des vielfarbigen und umfangreichen Orgelrepertoires vom 14. bis zum frühen 16. Jahrhundert. Mit der historischen Verortung der von der renommierten Schweizer Metzler Orgelbau AG errichteten Orgel der Universität Leipzig in Spätgotik und Renaissance kommt eine Klanglichkeit in den Blick, die über Jahrhunderte so nicht erlebbar war und trotz einer 500 bis 800 Jahre alten Musik für uns eigentlich neu klingt.

Dem Bestreben, für die Universität neben der Jehmlich-Orgel auf der Westempore ein weiteres für die Musikstadt Leipzig und Mitteldeutschland einzigartiges Instrument im Chorraum der Aula * Universitätskirche St. Pauli zu erschaffen, kam eine historische Erwähnung der Universitätsorgel entgegen. So beschreibt der bedeutende Komponist, Musikologe und Orgelspezialist des 17. Jahrhunderts, Michael Praetorius im zweiten Band seines Syntagma Musicum (1619) die Orgel der Paulinerkirche als ein Instrument im Übergang vom spätmittelalterlichen Blockwerk zum klanglich vielgestaltigeren Orgeltypus der Renaissance mit Rückpositiv. Die dort aufgeführte Disposition ist Grundlage der Schwalbennestorgel (Praetorius: „in der Höhe schwebend“). Die in der Syntagma Musicum von Praetorius erwähnte Orgeldisposition bildet die Basis des Projekts, stellt gleichzeitig aber auch den einzigen historischen Beleg dar. Da bereits im 18. Jahrhundert von dem Instrument nichts übrig war, gibt es keinen Originalbestand, der als Ausgangspunkt für Detailrekonstruktionen hätte dienen können. Auch vom Gehäuse gibt es keine Zeichnung. Mit Sicherheit kann man sagen, dass sich die Metzler-Orgel von der von Praetorius beschriebenen in Aufstellungsort und Gliederung unterscheidet. Früher an der Nordwand verortet, hängt sie heute flach und hoch an der Südwand vorm dritten Pfeilerjoch des Chorraums. Was bei Praetorius das Rückpositiv war, also ein direkt hinter dem Spieler in den Raum abstrahlendes Werk, ist nun ein unter dem Spieltisch hängendes Unterwerk, das elegant mit einem Zapfen („Cul de Lampe“) abschließt. Es war erforderlich, die Raumtiefe der Orgel so gering wie möglich zu halten, da die vor der Zerstörung der Alten Universitätskirche geretteten Epitaphe heute zwischen den Pfeilern des Chorraumes hängen. Ein Rückpositiv hätte zu nah an die Epitaphe heran geragt und wäre klanglich beeinträchtigt worden. Die Schwalbennestorgel ist also kein Nachbau, sondern ein der Epoche nachempfundenes, an die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zum frühen Orgelbau anknüpfendes Instrument.

Aus der pekuniären Notwendigkeit von zwei Ausbaustufen heraus haben wir mit der aktuellen Disposition von sieben klingenden Registern ein Instrument des ausgehenden 15. Jahrhunderts vor uns. Im Oberwerk steht mit Großprincipal 16´, Principal 8´, Octava 4´und Mixtur 7-12-fach das große Principalplenum bereit, der typische, kräftig-helle Orgelklang, der dem gotischen Blockwerk entspricht. Dank der Transmissionen sind die ersten beiden Register auch im Pedal einzeln spielbar. Hinzu kommen je ein Vertreter der zarten Flötenfamilie und der der schnarrenden Zungenfamilie. Der Principal 4´im Unterwerk ermöglicht die Benutzung des unteren Manuals, allerdings als einziges Register. Der Tremulant vermag den Orgelklang für lyrische Stücke in ein leichtes Vibrato zu versetzen. Ein lustiger Effekt kann mit dem Vogelgesang erzeugt werden. Hiermit verfügt die Orgel über die fundamentalen Klangfarben. Ziel der zweiten, noch zu realisierenden Ausbaustufe ist die Farbenvielfalt der Renaissance- und Frühbarockorgel, die sich aus Principalen, Flöten, Zungen, Aliquoten, Mixturen und Effektregistern zusammensetzt.

                                                                                   

Es ist für die Stiftung „Universitätskirche St. Pauli zu Leipzig“ eine große Ehre, seit ihrer Gründung für die Errichtung der Schwalbennestorgel über 195.000 Euro eingeworben zu haben. Benefizkonzerte der Stiftung unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Stanislaw Tillich sowie auch eine von der Stadt Leipzig akquirierte Zuwendung waren die Grundlage dafür, dass die Universität die erste Ausbaustufe der in Mitteldeutschland einzigartigen, mitteltönigen Orgel in Auftrag geben konnte.

 

Die Stiftung ist dem Universitätsorganisten Daniel Beilschmidt dankbar für die Realisierung der Idee einer ersten Musikaufnahme aus der neuen Aula und Universitätskirche St. Pauli. Insbesondere auch mit dem dreimaligen „Christ ist erstanden“ am Ende der CD drückt sich für die Stiftung in besonderer Weise die Freude aus, dass am Ort der am 30. Mai 1968 gesprengten alten Universitätskirche schon bald wieder Gottesdienste gefeiert werden.