Das PaulinerFORUM ist eine an die Universitätskirche St. Pauli zu Leipzig gebundene, neue Diskursplattform, die in künftig jährlichem Rhythmus aktuelle Debatten um Religion, Kultur und Politik aufgreift, um Bürgerengagement zu fördern und Orientierungshilfen in den immer unübersichtlicher werdenden gesellschaftspolitischen Themenfeldern zu geben. Das Forum wird getragen von der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig. Projektpartner ist die Stiftung "Universitätskirche St. Pauli zu Leipzig", die das PaulinerFORUM finanziert. Im Blick auf die konkrete Tagungsorganisation wird das PaulinerFORUM unterstützt durch die Evangelische Verlagsanstalt. In seiner Doppelfunktion als Aula und Kirche versinnbildlicht der Ort der gesprengten, alten Universitätskirche St. Pauli den Diskurs zwischen Wissenschaft und Religion und richtet den Fokus auf die gesellschaftspolitischen Debatten um die Deutung der Vergangenheit und die Gestaltung von Gegenwart und Zukunft. Damit steht es in der großen Leipziger Tradition der Friedlichen Revolution und deren Eintreten für Freiheit und Demokratie.


 

2023

Das 5. PaulinerFORUM 2023 fand am 25. Mai 2023 um 17 Uhr in der Aula und Universitätskirche St. Pauli statt. Es stand unter dem Titel des Hauptvortrags "Demokratie und Streitkultur" von Prof. Dr. Maria-Sibylla Lotter.  

Laut Umfragen fühlt sich ein Teil der Bevölkerung nicht mehr frei, seine politische Meinung zu äußern. Manche sprechen sogar von einer Meinungsdiktatur. Eine schlechte Debattenkultur ist aber keine Diktatur. Wir schaffen sie selbst und können sie auch selbst verbessern. Maria-Sibylla Lotter erläutert, warum wir in einer Demokratie auf die offene Diskussion mit Andersdenkenden angewiesen sind.  

Antwortbeitrag und Diskussionspartner: Prof. Dr. Alexander Deeg

Moderation: Reinhard Bingener (FAZ)

 

Die Stiftung agiert als Projektpartner der von der Universität getragenen Veranstaltungsreihe und finanziert diese exklusiv.


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2022

Das 4. PaulinerFORUM 2022 fand am 24. Mai 2022 statt. Es stand unter dem Titel des Hauptvortrags "Menschwerdung Gottes - Gottwerdung des Menschen" von Bischof und EKD-Ratsvorsitzendem a.D. Prof. Dr. Dr. h. c. Wolfgang Huber

"Göttlichkeit, Unsterblichkeit und Glück" - so heißen nach dem Israelischen Historiker Yuval Noah Harari die Leitgedanken für die Zukunft der Menschheit. Sie bestimmen nach seiner Auffassung den Weg vom Homo sapiens zur neuen Gattung des Homo deus. Gentechnologie und Digitalisierung gelten als die maßgeblichen Treiber für diesen Paradigmenwechsel. Wie plausibel ist diese Zukunftsvision? Und wie verhält sie sich zu dem Grundgedanken des christlichen Glaubens, dass Gott Mensch wurde und den Menschen von der Anmaßung befreit, wie Gott sein zu wollen?

Antwortbeiträge und Diskussionspartner: Prof. Dr. Birgit Beck und Anna-Nicole Heinrich, Präses der Synode der EKD

Moderation: Reinhard Bingener (FAZ)


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2021

Das 3. PaulinerFORUM 2021 fand am 15. Oktober 2021 statt. Es stand unter dem Titel des Hauptvortrags "Nachhaltigkeit in einer Postwachstumsgesellschaft" des Umweltethikers und Philosophen Prof. Dr. Konrad Ott.

Die Epoche des Wirtschaftswachstums geht aus unterschiedlichen Gründen ihrem Ende entgegen. Gesellschaften sind gealten, sich als nachhaltige und naturverträgliche Postwachstumsgesellschaften einzurichten. Dabei sollen aber die Errungenschaften der Moderne - Freiheitlichkeit, Rechtlichkeit, soziale Sicherheit, Demokratie und soziale Kohäsion - umfänglich gesichert und erhalten werden. Konrad Ott stellt ein Forschungsvorhaben vor, das Grundlinien dieser Transformation ethisch und gesellschaftstheoretisch rekonstruieren möchte und einen pragmatisch-reformerischen ("bürgerlichen") Transformationspfad aufzeigt

Antwortbeiträge und Diskussionspartner: Prof. Dr. Martin Quaas und Prof. Dr. Andreas Schüle

Begrüßung: Prof. Dr. Andreas Schüle, Dekan der Theologischen Fakultät

Moderation: Reinhard Bingener (FAZ)


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2020

Die überwältigend große, positive Resonanz mit über 500 Besuchern im ersten PaulinerFORUM 2019 hat alle Beteiligten bei der Planung zum 2. PaulinerFORUM 2020 motiviert. Es fand am 22. Oktober 2020 in der Aula und Universitätskirche St. Pauli zu Leipzig statt.

Das PaulinerFORUM 2020 stand mit Überlegungen zum Verhältnis von Macht und Gewalt unter dem Motto: "Warum gibt es keinen Frieden?". Ist der Mensch generell ein gewalttätiges Wesen? Oder lässt sich eine Gesellschaft bauen, in der Gewalt abgeschafft ist? Ist radikaler Gewaltverzicht eine mögliche politische Option auf dem Weg dahin? Über diese Fragen sprachen der prominente Berliner Historiker und Gewaltforscher Prof. Dr. Jörg Baberowski. Er skizzierte die Mechanismen, von denen Durchsetzung, Etablierung und Aufrechterhaltung von Macht begleitet werden. Dabei wurde die funktionale Bedeutung von Gewalt ebenso bedacht wie die Notwendigkeit und Möglichkeit ihrer Eingrenzung. Der Stiftung "Universitätskirche St. Pauli zu Leipzig" ist es von besonderer Bedeutung, dass dieses Thema am Ort der 1968 von den SED-Machthabern in einer beispiellosen Demonstration von Macht und Gewalt in die Luft gesprengten alten Universitätskirche St. Pauli aufgegriffen wurde. 

 

Diskussionspartner: Dr. Horst Gorski (EKD) und Prof. Dr. Rochus Leonhardt (Theologische Fakultät der Universität Leipzig)

Begrüßung: Prof. Dr. Andreas Schüle, Dekan der Theologischen Fakultät

Moderation: Reinhard Bingener (FAZ)

Der Hauptvortrag von Prof. Dr. Jörg Baberowski, die beiden Responsen und die anschließende Podiumsdiskussion mussten pandemiebedingt kurzfristig ohne Publikum durchgeführt werden. Wir bedauern sehr, dass mit dieser Entscheidung der Verzicht auf einen Diskurs einhergeht, in den auch die Besucherinnen und Besucher einbezogen gewesen wären. Immerhin aber konnte so die schon einmal wegen der Pandemie verschobene Debatte endlich stattfinden! Eine erneute Verschiebung war in der momentanen Lage keine Alternative. Darum fiel die Entscheidung für eine Änderung des Veranstaltungsformats. 

 

Die Einladung von Prof. Dr. Baberowski als Hauptvortragender hatte wenige Tage vor der Veranstaltung für kontroverse Reaktionen seitens des Student_innenRat der Universität Leipzig gesorgt. Auf eine Bitte um "Stellungsnahme beziehungsweise eine Distanzierung von dieser Veranstaltung" seitens des Referats für Hochschulpolitik des Studen_innenRats hat die Stiftung Universitätskirche am 18. Oktober 2020 die hier verlinkte Antwort an den StuRa verfasst. Der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands hat in gleicher Sache in Antwort auf den Protest des Student_innenRats den nachfolgend verlinkten, offenen Brief des VHD geschrieben.

In seinem Dankwort an die Mitwirkenden des PaulinerFORUM 2020 hat der Vorstandsvorsitzender der Stiftung auf die gemeinsame Stellungnahme der Hochschulrektorenkonferenz und der University of Chicago zum Thema universitärer Debattenkultur hingewiesen. 


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2019

Das 1. PaulinerFORUM fand am 29. Mai 2019 in der Universitätskirche St. Pauli und Aula statt. Unter dem Titel "Staat ohne Gott?" hat der renommierte und mehrfach ausgezeichnete Würzburger Rechtsphilosoph, Staats- und Verwaltungsrechtler Horst Dreier zum Thema Verfassungsstaat und Gottesfrage gesprochen. An Dreiers Vortrag hat sich eine Podiumsdiskussion mit dem international angesehenen Religionsphilosophen und Theologen Ingolf U. Dalferth (2017 Inhaber der Leipziger Leibniz-Professur) und dem u.a. für das Arbeitsgebiet Menschenwürde und Menschenrechte bekannten Leipziger Ordinarius für Öffentliches Recht, Staats- und Verfassungslehre Christoph Enders angeschlossen. Für die Moderation dieses Gespräches war der FAZ-Redakteur Reinhard Bingener verantwortlich.

Horst Dreier, Autor des 2018 erschienenen und viel diskutierten Buches "Staat ohne Gott", plädiert für einen freiheitlichen Verfassungsstaat, in dem die Autorität des Rechts von bestimmten Glaubens- oder Weltanschauungsüberzeugungen abgekoppelt ist. Der säkulare Staat ruht auf den beiden Säulen von individueller Religionsfreiheit aller Bürgerinnen und Bürger einerseits und der religiös-weltanschaulichen Neutralität des Staates andererseits. Darin ist vorausgesetzt, dass Staat und Gesellschaft klar unterschieden bleiben. Staat ohne Gott heißt gerade nicht: Mensch ohne Gott oder Gesellschaft ohne Gott. Neutralität des Staates bedeutet nicht Neutralität der Gesellschaft. Die "Enthaltsamkeit" des Staates in Fragen von Religion und Weltanschauung ist gerade die Voraussetzung dafür, dass die Menschen gemäß ihren persönlichen Überzeugungen leben und sie gegebenenfalls kraftvoll in der Öffentlichkeit vertreten können. Das führt zu Dissens und Kontroversen, die in einer pluralen Grundrechtsdemokratie nicht von Übel sind, sondern deren Grundlage bilden. Diesen und weiteren Fragen wurde in der Debatte am 29. Mai 2019 sowohl munter und kontrovers als auch klug und respektvoll anderen Meinungen gegenüber nachgegangen.

Mit freundlicher Unterstützung der Evangelischen Verlagsanstalt ist im Nachgang ein Tagungsband zum PaulinerFORUM 2019 herausgegeben worden. Sie können ihn hier kostenfrei downloaden.